Cymatopleura solea im Dunkelfeld (20-facher Zeitraffer) Visualisierung der Bewegung der Diatomeen aus dem Video durch Bildung des Maximums über alle Frames (Anklicken zum Vergrößern)

 

Herausforderungen

Alles in allem erfordert es weder hohen Aufwand noch besondere Kenntnisse, etliche Spezies zu kultivieren und über einen Zeitraum von Monaten am Leben zu halten. Als unproblematisch erwies sich etwa die Haltung diverser Spezies der Gattungen Navicula, Nitzschia, Pinnularia, Cymatopleura, Cymbella oder Rhopalodia. Dabei wurde nie die Nährlösung spezifisch für eine Art angepasst. Lediglich bei der Lichtintensität berücksichtigten wir gelegentlich einen individuellen Bedarf.

An dieser Stelle soll dennoch nicht verschwiegen werden, dass man bei der Kultivierung von Diatomeen auf Schwierigkeiten stoßen kann. Aus unserer Erfahrung sind dies vor allem:

  1. Manche Arten sind schwer zu kultivieren. Oftmals erfordert es einige Versuche, bis die Kultivierung gelingt (siehe Beispiel). Bei anderen scheint es mit einfachen Mitteln kaum möglich zu sein. Wenn man nicht zwingend eine bestimmte Gattung oder Spezies kultivieren will, kann man das entspannt sehen.

  2. Es tritt bei ungeschlechtlicher Vermehrung bei jeder Generation eine Verkleinerung der mittleren Länge der Diatomeen auf (Pfitzer und MacDonald). Auf dieses Phänomen wurde bereits in der Einführung hingewiesen. Wenn man eine Folge von Batch-Kulturen erzeugt, indem man regelmäßig Tochterkulturen anlegt, so entnimmt man immer eine Stichprobe mit unterschiedlich langen Diatomeen. Die Tochterkultur kann ohne geschlechtliche Fortpflanzung keine größeren Diatomeen hervorbringen als die größte eingesetzte Diatomee. Auch das Sterben der größten Diatomeen führt zwangsläufig dazu, dass die Längen der Diatomeen in Kultur immer geringer werden.

    Eine geschlechtliche Fortpflanzung (oder eine vegetative Zellvergrößerung) wäre nun erforderlich, ist in vitro jedoch schwer erreichbar. Wir konnten in unseren Kulturen mit nur wenigen Ausnahmen keine sexuelle Fortpflanzung erkennen. (Für Hinweise, wie man geeignete Bedingungen für sexuelle Fortpflanzung schaffen kann, wären wir sehr dankbar.)

    Die allmähliche Verringerung der Länge der Diatomeen führte also zu einer begrenzten Haltbarkeit der Sequenz von Kulturen. Während Spezies von Navicula sich nur über einige Monate erhalten ließen, gelang es etwa, Linien von Pinnularia oder Rhopalodia über Jahre zu pflegen.

    Zudem traten durch den Alterungsprozess von Langzeitkulturen häufig Missbildungen an den Valven auf. Dies kann insbesondere durch die Verkleinerung der Frusteln oder durch Mangelerscheinungen bewirkt werden (Beispiele: Surirella, Nitzschia und Cymatopleura solea).

  3. Kulturen weisen häufig bei den ersten Ansätzen Verunreinigungen durch andere Diatomeen, Grünalgen, Flagellaten oder Bakterien auf. Bei unvorsichtigem Umgang mit den Kulturen kann dies auch noch später passieren. Hier hilft ein möglichst sauberes Vorgehen bei der Kultivierung. Angesprochen wurden die Sterilisation von Pipetten, die Wahl eines günstigen Durchmessers der Pipetten und das Waschen von Diatomeen in Zwischenbädern. Ferner sollte man vermeiden, Petrischalen unnötig lange offen stehen zu lassen.

 

Die genannten Schwierigkeiten sollten Sie nicht entmutigen, denn eine gut gelungene Kultur entschädigt für manche Mühe.

 

Eine der seltenen Fälle von sexueller Fortpflanzung in unseren Kulturen ereignete sich einige Male in einer Stauroneis-Kultur (vermutlich Stauroneis phenicenteron).

 

Die Diatomeen der Kultur waren 8 Monate nach Probenentnahme bereits bis auf eine typische Länge von 126 µm verkleinert. Die Länge der Erstlingszellen liegt bei 270 µm. Neben den beiden Auxosporen, die sich bereits nahezu zu Erstlingszellen entwickelt haben, sieht man die vier Valvenhälften der beiden Elternzellen.

 

Das Bild wurde aus einem Bilderstapel mit Fotos zu verschiedenen Fokusebenen erzeugt.

 

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